Apotheker und PTA wegen Rezeptfälschungen zu Haftstrafen verurteilt

Ein Apotheker-Ehepaar und eine PTA aus Brandenburg sind am gestrigen Mittwoch vom Amtsgericht Nordhausen (Thüringen) zu Haftstrafen verurteilt worden. Sie wollten sich durch Rezeptfälschungen zusätzliche Einnahmen verschaffen – um sich vor dem finanziellen Abstieg zu retten.

Drei Brandenburger – ein Apotheker-Ehepaar und eine PTA, die zugleich die Geliebte des Mannes war – haben deutschlandweit über längere Zeit betrogen: Mit gefälschten Rezepten verschafften sie sich zunächst aus anderen Apotheken teure Medikamente. Diese verkauften sie dann in ihren eigenen Brandenburger Apotheken – wofür sie echte Rezepte erhielten, die sie bei den Krankenkassen abrechnen konnten. Die drei Angeklagten hatten schon zum Prozessauftakt Ende Oktober vor dem Amtsgericht Nordhausen Geständnisse abgelegt. Nun hat das Gericht sein Urteil gesprochen.

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Demnach haben sich der 58-jährige Apotheker, seine 61-jährige Frau und die 32-jährige PTA in 45 Fällen des gemeinschaftlichen gewerbsmäßigen Betrugs und der Urkundenfälschung schuldig gemacht. Der Apotheker wurde zu drei Jahren und zehn Monaten und die Apothekerin zu drei Jahren und vier Monaten Haft verurteilt. Die PTA erhielt eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und acht Monaten Haft. Das Gericht sah bei ihr einen geringeren Tatbeitrag und wertete zu ihren Gunsten, dass sie sofort nach der Festnahme im Mai 2019 reinen Tisch gemacht hatte. Sie muss nun 100 Sozialstunden leisten. Das Urteil gegen sie ist rechtskräftig.

Ohne die Betrügereien wären sie schon 2015 pleite gewesen

„Die Angeklagten sind professionell durchdacht und mit hoher krimineller Energie vorgegangen“, sagte Richterin Eva Balk in der Urteilsbegründung. Ohne die Betrügereien wären die beiden Apotheken des angeklagten Ehepaares bereits 2015 Pleite gegangen.

Die Richter blieben geringfügig unter dem Antrag der Staatsanwaltschaft, die vier und dreieinhalb Jahre Haft für die beiden Apotheker gefordert hatte. Über die Schadenswiedergutmachung von rund 80.000 Euro will das Gericht gesondert entscheiden.

Der 58-Jährige sei ein „Intensivtäter“, hatte Oberstaatsanwalt Gert Störmer in seinem Plädoyer gesagt. Der Schaden sei Krankenkassen und Apotheken gleichermaßen entstanden. Weitere 98 vergleichbare Fälle sollen demnächst am Amtsgericht Königs Wusterhausen gegen den Mann und dessen Tochter verhandelt werden.

Die Sonderkommission „Pille“ der Kriminalpolizeiinspektion Nordhausen hatte die Assistentin und ihren Chef intensiv beobachtet und dabei Hotelzimmer und Parkdecks durchsucht, Telefone abgehört und das Pärchen observiert. Vier Jahre dauerten die Ermittlungen Im Mai 2019 klickten die Handschellen, das Trio kam in Untersuchungshaft.

Die PTA hatte eine Affäre mit ihrem Chef. Sie sprach von einer Liebesbeziehung, er von „Freundschaft plus“. Er wohnte bei ihr, bezahlte Miete, Pferd sowie anderen Luxus. Die Apothekerin steht nach Angaben ihres Verteidigers vor dem Nichts, auch ihre Zulassung als Apothekerin werde sie verlieren.

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