Seit Ende des Vorjahres die ersten Coronaimpfstoffe zugelassen wurden, impfen die Länder weltweit in unterschiedlichem Tempo. Zwar sind in der Regel immer die Hochbetagten diejenigen, die bei Impfungen priorisiert werden sollen. Doch Lieferengpässe, Coronamutanten, Zulassungsverzögerungen oder Chaos bei der Verteilung der Impfstoffe wirbeln die Reihenfolge und Geschwindigkeit immer wieder durcheinander. Ein Überblick, wo die Welt aktuell beim Impfen steht.
Spanien
Die Impfstrategie und -geschwindigkeit in Spanien ähnelt der in Deutschland. Zuerst wurden Hochbetagte, Altenheimbewohner und ihr Pflegepersonal sowie Ärztinnen und Pfleger der Intensivstationen geimpft. Diese erste von drei Phasen neigt sich nun dem Ende zu. Anschließend werden Jüngere geimpft. Seit Beginn der Impfkampagne in Spanien mit einer Bevölkerung von 47 Millionen wurden bisher knapp sechs Millionen Menschen gegen Corona geimpft. Fast 1,9 Millionen von ihnen haben schon die zweite Dosis erhalten, teilte die Regierung mit.
Niederlande
Die Niederlande haben als letztes Land der EU mit dem Impfen begonnen. Inzwischen wurde deutlich aufgeholt. Und eigentlich gilt ein strenger Fahrplan, erst sind Risikogruppen wie Ältere und chronisch Kranke an der Reihe. Allerdings wurden Hausärztinnen und Hausärzte sowie Personal von Krankenhäusern mitunter vorgezogen. Inzwischen wurden Menschen mit extremem Übergewicht vorgezogen.
Österreich
In Österreich gab es entgegen der üblichen Erstreihung von alten Menschen und Gesundheitspersonal im Tiroler Bezirk Schwaz im März innerhalb von wenigen Tagen eine Massenimpfung unter allen Einwohnern. Damit sollte die ansteckendere Variante B.1.351 des Coronavirus bekämpft werden. Außerdem wurde in Österreich bereits im Februar damit begonnen, Lehrer und Kindergärtnerinnen zu impfen. Das liegt daran, dass der Impfstoff von AstraZeneca erst Anfang März für Menschen über 65 empfohlen wurde und daher zuerst für jüngere Gruppen verwendet wurde.
Brasilien
Das größte Land Südamerikas gilt mittlerweile als globaler Hotspot der Coronapandemie. Hier grassiert eine aggressive und hochansteckende Mutante. Das Gesundheitssystem hält dem nicht mehr stand. Zudem hat das Land mit dem Rechtspopulisten Jair Bolsonaro einen Präsidenten, der das Coronavirus verharmlost und inzwischen auch eine Impfung in Zweifel zieht – und den Kauf oder die Produktion von Impfstoffen torpediert. So hat die landesweite Impfkampagne erst im Januar begonnen und musste mehrmals unterbrochen werden, weil Impfstoff fehlte. Inzwischen wurden in Brasilien mehr als zehn Millionen Menschen geimpft, das Land hat 210 Millionen Einwohner.
Estland, Lettland, Litauen
In den drei baltischen Staaten haben die Regierungen in ihren offiziellen Impfplänen eine Reihenfolge festgelegt. Geimpft wird demnach zuerst medizinisches Personal sowie Bewohner und Mitarbeiter von Pflegeeinrichtungen. Vorrang erhalten auch alle Menschen über 70 Jahre und chronisch Kranke. Alle drei Baltenstaaten möchten das Impftempo erhöhen, doch der Impfstoff ist knapp. Lettland etwa setzte vor allem auf den AstraZeneca-Impfstoff und hatte weniger andere Präparate bestellt. Dadurch haben bislang nur gut vier Prozent der 1,9 Millionen Einwohner Lettlands den Schutz gegen das Coronavirus erhalten. In Estland und Litauen liegt die Impfquote bei jeweils über zehn Prozent.
USA
Die Regierung von US-Präsident Joe Biden hat versprochen, bis Ende Mai genügend Impfstoff für alle rund 260 Millionen Erwachsenen in den Vereinigten Staaten zu haben. In den USA empfiehlt die Gesundheitsbehörde CDC eine bestimmte Reihenfolge für Impfungen: Zuerst kommen bzw. kamen medizinische Angestellte und Menschen in Pflegeheimen dran, dann die wichtigsten systemrelevanten Arbeiter und Menschen über 75, es folgen jüngere Senioren und Kranke. Biden kündigte jedoch an, er werde die Bundesstaaten anweisen, die Impfstoffe bis spätestens 1. Mai für alle Erwachsenen freigeben zu lassen. Insgesamt wurden bis Mittwoch mehr als 113 Millionen Dosen Corona-Impfstoff verabreicht. Mehr als 73 Millionen Menschen erhielten demnach mindestens bereits eine Dosis, rund 40 Millionen gelten bereits als voll geimpft. Insgesamt leben in den USA rund 330 Millionen Menschen. Damit liegen die USA unter den zehn impfstärksten Ländern weltweit.
Slowakei
Die Regierung der Slowakei hatte Ende 2020 eine Reihenfolge festgelegt, nach der vor allem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gesundheitssystems zuerst geimpft werden sollten. Zusätzlich sollten auch Mitarbeiterinnen systemrelevanter Bereiche, die für das Funktionieren von Staat und Wirtschaft unentbehrlich sind, noch vor den ältesten Bevölkerungsgruppen und vor Risikopatienten drankommen. Das führte jedoch zu Chaos. Deshalb warf das Gesundheitsministerium schließlich den komplizierten Impfplan über den Haufen und legte ab März fest, dass nur mehr nach Reihenfolge des Alters geimpft werde. Mittlerweile wird in der Slowakei auch mit dem russischen Impfstoff Sputnik V geimpft, obwohl er noch nicht EU-weit zugelassen ist.
Mexiko
Als erstes Land Lateinamerikas hatte Mexiko seine Impfkampagne an Heiligabend begonnen. Fast drei Monate später sind erst rund 4,5 Millionen Dosen verabreicht und gut 600.000 Menschen vollständig geimpft worden. Dabei hatte Mexiko sich bereits im Oktober Bezugsrechte für insgesamt bis zu 146 Millionen Dosen dreier Impfstoffe gesichert. Inzwischen sind dort fünf Impfstoffe zugelassen, darunter zwei chinesische und das russische Vakzin Sputnik V. Viele reiche Mexikaner sind Berichten zufolge in die USA gereist, um sich dort impfen zu lassen.
Vereinigte Arabische Emirate
Hier hat inzwischen gut die Hälfte der rund zehn Millionen Einwohnerinnen und Einwohner eine Impfung erhalten. Priorisiert werden ältere und chronisch kranke Menschen – in diesen Gruppen sind wohl bereits 70 Prozent geimpft worden. Neben den Staatsbürgern können sich auch ausländische Arbeitsmigrantinnen und -migranten impfen lassen.
Tschechien
Die Impfkampagne in Deutschlands Nachbarland ist nur schleppend angelaufen. Derzeit können sich alle Menschen über 70 Jahren online für einen Termin registrieren. Doch sind einige Fälle von Politikern, Funktionären und Prominenten bekanntgeworden, die bereits außer der Reihe geimpft wurden. Polizistinnen, Feuerwehrleuten und Lehrern wurde inzwischen ganz offiziell Priorität eingeräumt.
Ungarn
Es gibt im Prinzip eine festgelegte Reihenfolge, doch ein Teil der Impfungen wird von Hausärzten in ihren Praxen verabreicht. Diese haben mehr oder weniger freie Hand, wenn bei ihnen Dosen übrig bleiben, etwa weil gebuchte Patientinnen und Patienten nicht erscheinen.
Serbien
Das Land setzt neben westlichen Vakzinen im großen Stil den chinesischen Impfstoff Sinopharm und auch Sputnik V ein. Es gibt eine Reihenfolge, doch offenbar auch Impfstoff-Überschüsse. So wurden zuletzt »Aktionen« begonnen, wo in bestimmten Städten an festgelegten Tagen jeder über 60, später auch Jüngere, drankommen konnte.
Polen
Bislang wurden in Polen mehr als drei Millionen Menschen gegen Corona geimpft. Das Land hat ähnlich wie Deutschland die Impfreihenfolge genau festgelegt, von alt nach jung, von »systemrelevant« hin zu Angestellten in Branchen, die wegen Corona geschlossen werden mussten. Kritik gibt es am langsamen Impftempo sowie an der teilweise chaotischen Terminvergabe, bei der manche Rentnerinnen und Rentner einen Impftermin hunderte Kilometer von ihrem Wohnort bekamen und diesen nicht ändern konnten.
Bulgarien
Bulgarien beschleunigte ab 19. Februar seine Impfkampagne, indem parallel zum Fünf-Phasen-Plan »Grüne Korridore« für Impfwillige eröffnet wurden. Diese waren für Menschen gedacht, die nicht von dem Impfplan nach Berufsgruppen und Alter erfasst werden oder erst später dran sind, wenn Impftermine frei blieben. Die »Grünen Korridore« sind derzeit wegen des Impfstopps für Dosen von AstraZeneca vorübergehend geschlossen. Vorrangig werden jetzt Mitarbeitende der Wahlbehörden geimpft, da in Bulgarien am 4. April ein neues Parlament gewählt werden soll. Bislang wurden in dem Land mit 6,9 Millionen Einwohnern rund 346.000 Impfdosen verabreicht.
Chile
In Lateinamerika ist Chile mit seiner Impfkampagne bereits am weitesten fortgeschritten. Über fünf Millionen der rund 19 Millionen Chilenen wurden bereits geimpft. Dabei folgen die Gesundheitsbehörden einem Impfplan, nach dem zunächst chronisch Kranke und Menschen über 60 Jahre, dann Ärzte und Pflegekräfte und später Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus essenziellen Sektoren wie Katastrophenschutz, Militär, Polizei und Feuerwehr geimpft werden sollen.
Impfzentrum in Santiago de Chile: Warten auf das Vakzin von Pfizer/Biontech oder Sinovac
Frankreich
Wie Deutschland setzt auch Frankreich darauf, zuerst die Ältesten und Schwächsten zu impfen. Das Land hat sich aber durchaus flexibel gezeigt und die Reihenfolge der Impfberechtigten regelmäßig angepasst. So wurden Impfungen schnell auch für das Gesundheitspersonal freigegeben. Auch Menschen über 50 Jahren mit Vorerkrankungen sind impfberechtigt. Die Regierung hat sich bemüht, die Impfkampagne voranzutreiben, auch in Hausarztpraxen wird geimpft.
Italien
Die Regierung unter Mario Draghi hat jüngst ihren Plan für die Impfkampagne nachgeschärft. Es wird aber voraussichtlich bis September dieses Jahres dauern, bis mehr als 80 Prozent der Bevölkerung geimpft sind. Vor kurzem hat ein vom Militär betriebener Impf-Drive-In in Mailand eröffnet. Die Regierung will an weiteren Punkten wie Sporteinrichtungen oder Schulen Impfungen anbieten.
Russland
In dem flächenmäßig größten Land der Erde darf sich mittlerweile so gut wie jeder impfen lassen. In der Hauptstadt Moskau etwa klappt das oft auch reibungslos und teilweise sogar ohne Voranmeldung. Das Problem in Russland ist ein anderes: Laut Umfragen wollen sich viele Russinnen und Russen gar nicht mit dem landeseigenen Präparat Sputnik V impfen lassen. Präsident Wladimir Putin will sich nach langem Zögern erst an diesem Dienstag impfen lassen.
Dänemark
Im europäischen Vergleich hat Dänemark bislang so viele Impfungen verabreicht wie kaum ein anderes Land. Bereits bis Anfang April sollen die wichtigsten Gruppen geimpft worden sein. Kurzum hat Dänemark zwei Prämissen bei der Impfkampagne ausgegeben: diejenigen mit dem größten Risiko für eine ernsthafte Erkrankung zuerst, und so viele Menschen wie möglich in möglichst kurzer Zeit.
Indien
In Indien wird die Impfreihenfolge sehr klar eingehalten – und das, obwohl das Land viel Impfstoff hat. Zuerst durften sich nur Gesundheitspersonal und andere »Systemrelevante« wie Polizistinnen impfen lassen. Inzwischen sind auch Menschen über 60 Jahre und Risikopatienten ab 45 Jahren berechtigt. Gleichzeitig hat das Land nach eigenen Angaben schon knapp 60 Millionen Dosen Impfstoff exportiert – im Land selbst wurden knapp 30 Millionen verabreicht.
Impfung in Neu-Delhi: Viel Impfstoff, strenge Regeln
Israel
In dem kleinen Land gab es zwar eine klare Impfreihenfolge, diese wurde jedoch nicht sehr streng eingehalten. Wenn es übrige Impfdosen gab, wurden diese häufig an jeden vergeben, der gerade bereit war. Es gab aber teilweise auch Kritik an Impfdränglern. Insgesamt gilt Israel mit seiner Impfkampagne als Paradebeispiel für Flexibilität, es wurde mit mobilen Einheiten, Impf-Drive-Ins, am Arbeitsplatz oder in Bars geimpft. Deswegen ist die Impfkampagne inzwischen auch schon sehr weit fortgeschritten.
Großbritannien
Im Vereinigten Königreich wird hauptsächlich nach Altersgruppen geimpft. Es haben nun mehr als 25 Millionen Menschen eine erste Impfung gegen das Coronavirus erhalten. Das ist fast die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung. Mittlerweile sind auch alle über 50-Jährigen aufgerufen, sich impfen zu lassen. Damit liegt die Regierung deutlich vor dem eigenen Zeitplan, dieser Altersgruppe bis Mitte April eine erste Dosis anzubieten. Bis Ende Juli sollen alle Erwachsenen die Möglichkeit haben.
Südkorea
Südkorea hat erst Ende Februar mit dem Impfen begonnen. Bis Ende März wurden knapp 680.000 Menschen in dem Land mit etwa 51,3 Millionen Einwohnern geimpft. Wie in anderen Ländern auch haben zunächst bestimmte Berufsgruppen wie Pflegepersonal und Ärztinnen sowie ältere Menschen Vorrang. Bis Ende Juni sollen zwölf Millionen Menschen geimpft worden sein, im November will Südkorea mit einer Impfquote von 70 Prozent Herdenimmunität erreichen. Bisher sind nur die Vakzine von AstraZeneca und Biontech/Pfizer genehmigt.
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