Eckart von Hirschhausen im Hospiz: Muss man Angst haben vorm Sterben?

Muss man Angst haben vorm Sterben? Wie ist es, wenn einem nur noch Tage bleiben? Aufwühlende Fragen, die Eckart von Hirschhausen mitnimmt in ein Hospiz in Bochum. Sterbende und Angehörige schildern ihm ihr Innerstes.

Das Schlimmste an ihrem nahenden Tod ist die Trennung von ihrem Sohn. Dass sie sich nicht mehr um den Jungen wird kümmern können. "Ich habe noch einen Kleinen, einen Zwölfjährigen." Die Sterbenskranke ist neu in ein Hospiz gezogen, spricht gefestigt mit Eckart von Hirschhausen, der an ihrem Bett sitzt. Aber als die Sprache auf ihr Kind kommt, fließen die Tränen. Für ihren Sohn ist alles geregelt, sogar eine Trauertherapeutin steht ihm zur Seite. "Und trotzdem bricht es mir das Herz."

Menschen an der Schwelle zum Tod, Angehörige und Betreuer am Hospiz St. Hildegard in Bochum haben ihre Gefühle und Gedanken geteilt – für die Dokumentation "Hirschhausen im Hospiz – wie das Ende gelingen kann", die das Erste am Montag (16. September) um 20.15 Uhr zeigt.

Die häufigste Todesursache von Menschen

Zwei Tage lang ist der Mediziner und TV-Moderator Eckart von Hirschhausen zu Besuch in der Einrichtung. "Hier ist der Tod bereits angekommen." Es wird nicht mehr geheilt, sondern die letzten Tage und Stunden sollen erträglich gemacht werden. Ein Ort, wo eine brennende Kerze an einem festen Platz zeigt, dass wieder jemand gestorben ist. Wo getrauert, aber auch zusammen gelacht wird.

Im Durchschnitt lebt ein Mann in Deutschland 75,6 Jahre, eine Frau 82,2 Jahre und ein heute geborenes Kind noch viele Jahre mehr. Klar ist: Jeder Mensch muss sterben – am häufigsten an Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs. Die meisten Menschen möchten zu Hause sterben. Tatsächlich endet das Leben aber für jeden Zweiten im Krankenhaus. Am liebsten will man über das Thema nicht sprechen.

Deshalb die Doku "Hirschhausen im Hospiz", für die auch die Reporter Lisa Weitemeier und Niko Wirth unterwegs sind. An mehreren Orten in Deutschland konfrontiert das Duo Passanten mit dem Tod. Die Leute werden gebeten, sich in einen Sarg zu legen oder sie schreiben Briefe an Verstorbene. Palliativmediziner Georg Bollig und Krankenschwester Marina Schmidt geben auf Straßen und Plätzen Tipps aus "Letzte-Hilfe-Kursen".

Hirschhausen im Hospiz zu Besuch

Von Hirschhausen will wissen, wie ein Leben gelingt, wenn man weiß, dass es nur noch wenige Tage dauern wird. Und ob man Angst haben muss vorm Sterben. In der Bochumer Einrichtung – einer von inzwischen rund 250 Hospizen in Deutschland – zeigt sich: Musik kann helfen, kleine Freuden wie ein Bananenbrot. Und vor allem ist es wichtig und schön, nicht allein zu sein, sondern sorgende Menschen und die Liebsten um sich zu haben.

"Loslassen können. Das ist nicht so leicht", sagt Edeltraut, die ihren bettlägerigen Mann jeden Tag besucht. "Mir fällt es ganz schwer", flüstert ein Ehemann, der seine Frau ins Hospiz bringt, weil die Pflege zu Hause nicht mehr möglich ist. Die Sterbende selbst scheint ihren Tod akzeptiert zu haben. Ihren Humor hat sie nicht verloren.

Die Doku gibt ergreifende Einblicke, ohne voyeuristisch zu sein. Wenn etwa eine Angehörige, die gerade vor Stunden ihren Mann verloren hat, von ihrem "unbeschreiblichen Emotionschaos" spricht. Von Abschied, Dankbarkeit, von Erlösung nach langem Leid. Und von einer schönen Erinnerung, die sie lächeln lässt: Ihr Mann habe zuletzt nochmal alle seine Kräfte mobilisiert, um den 18. Geburtstag seines Sohnes zu erleben.

Tröstlich wirkt, was Palliativärztin Martina Claßen über die im Hospiz Gestorbenen sagt: "Viele haben wirklich ein Lächeln auf dem Gesicht." Und: "Ich glaube, dass der Tod am Ende eine gute Sache ist." Von Hirschhausens Fazit lautet: "Die Menschen, die täglich mit dem Tod zu tun haben, fürchten ihn am wenigsten. Vielleicht haben sie recht."

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