Nur eine Stunde Mehrarbeit schadet der Gesundheit

Auswirkungen auf die Gesundheit: Längere Arbeitszeiten können uns krank machen

In einer neuen Studie hat sich gezeigt, dass bereits der Anstieg der wöchentlichen Arbeitszeit um eine Stunde der Gesundheit schadet. Diese kleine Steigerung reicht aus, dass Arbeitnehmer ihren eigenen Zustand schlechter bewerten und deutlich häufiger zum Arzt gehen.

Steigende Arbeitsbelastung

Bei vielen Menschen steigt die Belastung im Job. Das gefährdet die Gesundheit. Durch zu viel Stress werden wir krank, warnen Experten. Problematisch sind vor allem auch lange Arbeitszeiten. So verweisen Fachleute schon seit Jahren darauf, dass mehr als 40 Arbeitsstunden pro Woche gesundheitsschädlich sind. Was Arbeitnehmer auch zu schaffen machen kann, ist wenn die Arbeitszeiten ansteigen. Das hat sich nun in einer Studie von Forschern zweier deutscher Universitäten gezeigt.

Erhöhtes Risiko vor allem für Frauen

Wer zu lange arbeitet, gefährdet seine Gesundheit. So steigt dadurch das Schlaganfall-Risiko, wie ein internationales Forscherteam berichtete.

Einer US-amerikanischen Studie zufolge sind lange Arbeitszeiten vor allem für Frauen ein Gesundheitsrisiko. Bei mehr als 40 Arbeitsstunden pro Woche steigt demnach ihr Risiko für Herzkrankheiten, Krebs, Arthritis und Diabetes deutlich an.

Zudem wird es für beide Geschlechter – aber auch hier vor allem für Frauen – problematisch, wenn sie länger arbeiten müssen: Wenn die wöchentliche Arbeitszeit auch nur um eine Stunde ansteigt, kann das den Menschen zu schaffen machen.

Dieser kleine Aufwuchs reicht aus, dass Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst ihre eigene Gesundheit schlechter bewerten sowie deutlich öfter zum Arzt gehen.

Das ist das Ergebnis einer Studie von Wissenschaftlern der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), die kürzlich im Fachjournal „Labour Economics“ veröffentlicht wurde.

Zusammenhang zwischen Arbeitszeit und Gesundheit

Die Studie der deutschen Forscher ist eine der ersten, die den Zusammenhang zwischen einer steigenden wöchentlichen Arbeitszeit und den Folgen für die Gesundheit untersucht.

„In deskriptiven Analysen zeigt sich oft ein positiver Zusammenhang zwischen Gesundheit und Arbeitszeit, zum Beispiel, wenn gesündere Menschen auch länger arbeiten“, so Prof. Dr. Christoph Wunder von der MLU in einer Mitteilung.

Der hallesche Wirtschaftswissenschaftler, der die Arbeit gemeinsam mit Dr. Kamila Cygan-Rehm von der FAU durchgeführt hat, erklärte weiter, dass man bisher aber wenig darüber wisse, welche kausalen Effekte eine steigende Arbeitszeit auf die Gesundheit der Menschen habe.

„Das Nachweisen eines ursächlichen Einflusses einer längeren Arbeitszeit auf die Gesundheit ist empirisch sehr schwierig, da man unbeobachtete Faktoren – zum Beispiel die innere Motivation – ausschließen muss, die sowohl zu längeren Arbeitszeiten als auch zur besseren Gesundheit führen können und somit den direkten kausalen Effekt verzerren“, sagte Dr. Kamila Cygan-Rehm von der FAU.

Frauen sowie Familien mit jungen Kindern besonders betroffen

Um diesen Zusammenhang genauer zu beleuchten, werteten die Wissenschaftler die Daten des Sozio-oekonomischen Panels aus den Jahren 1985 bis 2014 aus.

Den Angaben zufolge handelt es sich dabei um die größte und am längsten laufende Langzeitstudie, bei der seit mehr als 30 Jahren über 12.000 Privathaushalte in regelmäßigen Abständen zu ihren Lebensumständen befragt werden.

Die Daten des SOEP geben beispielsweise Auskunft über Bildung, Gesundheit, Einkommen, Erwerbstätigkeit und Lebenszufriedenheit.

„Da für das SOEP jedes Jahr dieselben Personen befragt werden, lassen sich damit auch langfristige Trends und Reaktionen auf externe Veränderungen, wie die Arbeitszeit, nachzeichnen“, so Wunder.

Die beiden Forscher fanden heraus, dass bereits ein Plus von einer Stunde signifikante Folgen hatte: Die selbst eingeschätzte Gesundheit der Befragten sank um zwei Prozent, während die Anzahl der Arztbesuche um 13 Prozent stieg.

Besonders betroffen von diesen negativen Effekten waren Frauen sowie Familien mit jungen Kindern.

„Vermutlich sind die Effekte bei diesen Gruppen stärker, weil sie außerhalb ihrer Arbeitszeit mit sehr begrenzten Zeitbudgets ausgestattet sind. Steigt die Arbeitszeit, steigt somit auch der Zeitdruck außerhalb der Arbeit“, sagte Wunder.

Keine Aussagen zu einer optimalen Arbeitszeit

Laut der Mitteilung der Universitäten flossen in die Studie ausschließlich Daten von Arbeitnehmerinnen und -nehmern aus den alten Bundesländern ein, die im öffentlichen Dienst angestellt oder als Beamte tätig waren.

„Beschäftigte im öffentlichen Dienst übernehmen Neuregelungen der wöchentlichen Arbeitszeit tendenziell eher als Beschäftigte in der Privatwirtschaft, die im Fall einer Änderung der tariflichen Arbeitszeit zum Beispiel Überstunden anpassen und so die wöchentliche Arbeitszeit konstant halten können. Beschäftigte im öffentlichen Dienst haben hier weniger Flexibilität“, erläuterte Wunder.

In den Jahren 1985 bis 1991 sank die wöchentliche Arbeitszeit zunächst von 40 auf 38,5 Stunden. Später stieg sie in Bayern und Hessen für Beamte wieder auf bis zu 42 Stunden pro Woche an. In den neuen Bundesländern gab es diese starken Schwankungen nicht.

Aus der Studie lassen sich zwar keine Aussagen zu einer optimalen Arbeitszeit ableiten, sie gibt aber einen Einblick, welche Folgen bereits eine kleine Veränderung haben kann. (ad)

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