Mein liebes Tagebuch

Pfingsten! Erleuchtung! Eingebungen von oben! Nach nichts sehnen wir uns Apothekers derzeit mehr. Zumindest unsere „Oberen“, die ABDA, die Kammern und Verbände. Denn sie wissen derzeit nicht mehr ein noch aus, wie sie mit den Spahnschen Offerten des Apotheken-Stärkungsgesetzes umgehen sollen. Akzeptieren und klein bei geben oder hart kämpfen? Beides hat Chancen und Risiken. Wir brauchen ein Pfingstwunder! Sonst bleiben wir weiterhin die Pfingstochsen. 

3. Juni 2019 

Ihr Wort in Gottes Ohr! Die gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Karin Maag (CDU), hat versichert: Ihre Partei achtet darauf, das die freie Apothekenwahl und das Zuweisungsverbot eingehalten werden, wenn das E-Rezept kommt. In der Politik hat man nämlich mitbekommen, dass DocMorris in Sachen E-Rezept mit den Fachärzten kungeln will. Auch wenn noch nicht raus ist, was der Versender genau im Schilde führt – angeblich sollen auch Vor-Ort-Apotheken mit in das E-Rezept-Projekt eingebunden werden –, Maag hat wissen lassen, dass auch in Zukunft der Patient entscheidet, wohin sein E-Rezept geht, nicht der Arzt und schon gar nicht ein Versandhändler. Schön zu hören, mein liebes Tagebuch, allein wer weiß, welche netten Angebote und Freundlichkeitsgesten da zwischen dem Onkel Doktor und seinem Patienten ablaufen, unterstützt durch die Aussicht auf ein paar Euro Rabatt: Lieber Patient, wenn Sie möchten, kann ich Ihr Rezept gleich an einen Versender weiterleiten, und sie erhalten sogar noch 10 Euro Rabatt! Alles wird ganz bequem für Sie nach Hause geliefert! Aber selbstverständlich nur, wenn Sie es möchten!“

Unsere lieben Heilberufsbrüder und -schwestern, die Ärzte, sticheln gegen uns. Auf ihrem Ärztetag haben sie die Bundesregierung aufgefordert, einen Sicherstellungsauftrag für die Medikamentenversorgung zu vergeben. Wer diesen Sicherstellungsauftrag bekommen soll, haben sie offen gelassen. Ups, mein liebes Tagebuch, sollte es den Ärzten entgangen sein, dass genau dies bereits das Apothekengesetz geregelt hat? Nämlich: „Die im öffentlichen Interesse gebotene Sicherstellung einer ordnungsgemäßen Arzneimittelversorgung der Bevölkerung“ obliegt den Apotheken. Punkt. Was führen die Ärzte da im Schilde? Machen Sie sich etwa Sorgen wegen der Lieferengpässe? Das liegt nicht an den Apothekern. Da sollten sie sich an die Pharmaindustrie wenden. Was auch auf dem Ärztetag zu hören war: Die Ärzte wettern lautstark gegen das geplante Recht für Apotheker, gegen Grippe impfen zu dürfen, wie Spahn es vorgesehen hat. Die Apotheker erwerben während ihres Pharmaziestudiums nicht die fürs Impfen notwendigen Kompetenzen, poltern die Ärzte. Als ob das der Grund wäre, mein liebes Tagebuch, lernen kann man alles. Tja, und wenn Spahn das will… 

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