Impflücken bei Kindern größer als bislang bekannt

Die Impflücken in Deutschland bei Kleinkindern und Jugendlichen sind offenbar größer als bislang bekannt. Das geht aus dem aktuellen Arzneimittelreport 2019 der Barmer hervor, den die Krankenkasse in Berlin vorgestellt hat. 3,3 Prozent der 2015 geborenen Kinder hatten in den ersten beiden Jahren überhaupt keine der 13 Impfungen erhalten, die die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt. Das entspricht knapp 26.000 komplett ungeimpften Mädchen und Jungen.

In Deutschland gibt es große Impflücken bei hunderttausenden Kleinkindern und Jugendlichen, die bislang nicht bekannt waren. "Der Arzneimittelreport der Barmer liefert erstmals ein Bild von den tatsächlichen Impfquoten", sagt Studienautor Prof. Dr. Daniel Grandt, Chefarzt am Klinikum Saarbrücken. So würden bei den Schuleingangsuntersuchungen die Impfquoten nur anhand der vorgelegten Impfpässe ermittelt. Dabei werde der Impfstatus von Kindern, die keinen Impfpass vorlegen, nicht berücksichtigt. Das führe zu höheren, unrealistischen Impfquoten, betonte Grandt, denn nicht geimpfte Kinder hätten natürlich auch keinen Impfpass.

Laut Barmer-Arzneimittelreport wurde mehr als jedes fünfte im Jahr 2015 geborene Kind in den ersten beiden Lebensjahren nicht oder unvollständig gegen Masern geimpft. Zudem war jede fünfte Zweijährige nicht vollständig gegen Röteln geimpft. Die Studie zeigt auch, dass es nicht nur Impflücken bei den Kleinsten gibt, sondern auch bei älteren Kindern. So wurde bei den Kindern im einschulungsfähigen Alter bei keiner der 13 wichtigsten Infektionskrankheiten ein Durchimpfungsgrad von 90 Prozent im Jahr 2017 erreicht. Dabei wäre für eine ausreichende Herdenimmunität, die auch nicht geimpften Personen Schutz bietet, eine Immunisierungsrate von mindestens 95 Prozent erforderlich.

"In Deutschland werden immer noch zu wenige Kinder geimpft. Das macht die Ausrottung bestimmter Infektionskrankheiten unmöglich und verhindert den Schutz für all diejenigen, die sich nicht impfen lassen können. Wir brauchen zielgruppenspezifische Impfkampagnen, um die Skepsis und mögliche Ängste vor Impfungen abzubauen", sagte Prof. Dr. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer. Erforderlich seien auch strukturierte Fortbildungsprogramme für Ärzte, um einen adäquaten Dialog mit Impfskeptikern zu trainieren.

NK

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