Fosfomycin steht an erster Stelle der Leitlinie – alphabetisch betrachtet

Cefuroxim und Ciprofloxacin haben bei unkompliziertenHarnwegsinfektionen nichts zu suchen. Daran erinnerte Edith Bennack,Krankenhausapothekerin aus Köln, beim Pharmacon in Meran. Sie bricht eine Lanzefür Pivmecillinam – und zwar vor Fosfomycin. Nennt die Leitlinie aberFosfomycin nicht an erster Stelle noch vor dem Penicillin-Derivat? Das tut siein der Tat – doch nur, weil die Liste alphabetisch geordnet ist.

Wie häufig kommen Patientinnen mit Harnwegsinfektionen in die Apotheke undeinem Rezept über Fosfomycin? Und wie oft mit einer Verordnung überPivmecillinam? Die Rezepthäufigkeit dürfte wahrscheinlich in den meistenApotheken nicht ausgewogen sein – Fosfomycin erfreut sich enormer Verordnungseuphorie seitens der Ärzte. Laut Arzneiverordnungsreport wurden 2017 mit1,7 Millionen DDD (daily drug dose) insgesamt sogar 12 Prozent mehr Fosfomycin DDD verordnet als imVorjahr. Edith Bennack, Klinikapothekerin des St. Elisabeth-Krankenhausesin Köln-Hohenlind, findet diesen Trend weder gut, noch kann sie ihn – unterpharmazeutischen Aspekten – nachvollziehen. Das erklärte die Apothekerin beimPharmacon in Meran. Warum ist das so?

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Die meisten Harnwegsinfektionen (HWI) verlaufenunkompliziert, zumindest bei nicht-schwangeren prämenopausalen Frauen. Innerhalb einer Woche heilen unkomplizierte akute HWI laut der Interdisziplinären S3-Leitlinie Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten in 30 bis 50 Prozent der Fälle spontan aus. Der häufigste Erreger unkomplizierter Harnwegsinfektionen ist Escherichia coli, gefolgt von Staphylococcus saprophyticus,Klebsiella pneumoniae und Proteus mirabilis. Ist eine Antibiose zwingend erforderlich?

„Bei der akuten unkomplizierten Zystitis sollte eine antibiotische Therapieempfohlen werden. Bei Patientinnen mit leichten bis mittelgradigen Beschwerdenkann aber die alleinige symptomatische Therapie als Alternative zurantibiotischen Behandlung erwogen werden“, gibt die Leitlinie eine Orientierung vor. Für den Fall einer Antibiose unterstützen die Experten ebenfalls mit Wirkstoffempfehlungen, Cefuroxim und Ciprofloxacin zählen nicht dazu, daran erinnert Bennack. Allerdings birgt Antibiotikaempfehlung nach Ansicht von Bennack wohl einenkleinen Stolperstein – der vielleicht auch erklärt, warum Ärzte Fosfomycindermaßen gern verordnen.

Stolperstein der Leitlinie?

In der Leitlinie findet sich Folgendes: „Bei unkomplizierter Zystitis soll vorzugsweise eines der folgenden Antibiotika eingesetzt werden: Fosfomycin-Trometamol, Nitrofurantoin, Nitroxolin, Pivmecillinam, Trimethoprim (bei Resistenzraten < 20 Prozent)“. Allerdings: Nach dieser geballten Wirkstoffladung könnte der Zusatz „in alphabetischer Reihenfolge“ vielleicht überlesen werden und so der Eindruck entstehen, dass Fosfomycin – vor allen anderen Wirkstoffen – das Antibiotikum der Wahl ist. Bennack ist daran gelegen, den Apothekern diesen möglichen Irrglauben beim Pharmacon auszutreiben. „Fosfomycin, Nitrofurantoin, Nitroxolin und Pivmecillinam – das ist eine alphabetische Auflistung. Mitnichten ist Fosfomycin die beste Substanz!“, betont die Krankenhausapothekerin. Sie belegt ihre Einschätzung anhand der Eradikationsraten der einzelnen Wirkstoffe.

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