Erneuter Zitter-Anfall bei Merkel: Arzt sagt, warum Kanzlerin jetzt handeln muss

Nur neun Tage nach dem Schwächeanfall in Berlin hatte Kanzlerin Angela Merkel heute erneut gesundheitliche Probleme: Sie zitterte bei einem öffentlichen Auftritt am ganzen Körper. FOCUS Online hat erneut einen Arzt gefragt, was dahinter stecken könnte. Dieser schließt eine ernsthafte Erkrankung nun nicht mehr aus.

Bei der Ernennung der neuen Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue hat Angela Merkel erneut angefangen, am ganzen Körper zu zittern. Während sie neben Steinmeier am Rednerpult stand, versuchte sie das Zittern mit verschränkten Armen zu überspielen. Doch das gelang ihr nicht.

Als sie sich anschließend bewegte, ging es ihr wieder besser, wie auf einem Video eines dpa-Fotografen zu sehen ist. Merkel bekam während des Vorfalls ein Glas Wasser angeboten, das sie zwar annahm, aber gleich wieder zurückgab, ohne daraus zu trinken. Kay Nietfeld/dpa Neun Tage nach ihrem Schwächeanfall hat Bundeskanzlerin Angela Merkel am Donnerstag wieder am ganzen Körper gezittert. Das ihr angebotene Glas Wasser lehnte sie ab.

Beim ersten Mal hatte sie angeblich schlicht zu wenig getrunken

In der vergangenen Woche hatte die Kanzlerin bei einem Empfang des neuen ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ebenfalls erheblich gezittert. Während sie gemeinsam mit ihm auf das Abschreiten der Ehrenformation der Bundeswehr wartete, begannen ihre Beine und ihr Körper plötzlich heftig und unkontrolliert zu schlottern. Als sie mit dem Präsidenten dann die Formation abschritt, hatte sich das sichtbar wieder gelegt. Merkel erklärte später, sie habe an dem heißen Tag schlicht zu wenig getrunken und sei dehydriert gewesen.

Am Donnerstagmorgen war es in Berlin allerdings nach mehreren Hitzetagen vergleichsweise kühl. Merkel zitterte fast zwei Minuten lang, legte immer wieder die Arme vor dem Körper übereinander, offenbar um nicht die Kontrolle zu verlieren. Viele machen sich nun Sorgen um die Kanzlerin.

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Mediziner schließt ernste Erkrankung nicht mehr aus

Was hinter dem Zittern stecken könnte, darüber hatte FOCUS Online bereits nach Merkels erstem Anfall vergangene Woche mit einem Experten gesprochen. Der Allgemeinmediziner und Bezirksvorsitzende des bayerischen Hausärzteverbands, Jakob Berger, hatte damals noch keinen Grund zur Beunruhigung gesehen. Zwar hätte ihn der Vorfall damals verwundert, jedoch eher deshalb, weil Frau Merkel sonst immer so stabil wirke.

Dass dahinter eine ernsthafte Krankheit stecken könnte, schloss der Mediziner zum damaligen Zeitpunkt noch aus: „Dafür war das Zittern zu kurz“, erklärte er. „Sie konnte ja schon direkt nach der Nationalhymne ganz normal mit dem ukrainischen Präsidenten weiterlaufen.“

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Heute, da das Zittern bereits zum zweiten Mal in so kurzer Zeit aufgetreten ist, hält er eine ernsthafte Erkrankung nicht mehr für ausgeschlossen. „Da die Symptome jetzt wiederholt aufgetaucht sind, muss das dringend medizinisch abgeklärt werden“, sagt Berger. „Und zwar schnellst möglich.“ So könne hinter Merkels erneutem Zitter-Anfall durchaus Harmloses wie Wassermangel stecken, doch müssten nun zwingend andere internistische und neurologische Ursachen ausgeschlossen werden.

„Wäre sie meine Patientin, würde ich Symptome definitiv vor der Reise abklären“

Jetzt einfach so weiterzumachen ohne sich durchchecken zu lassen – das hält Berger für fahrlässig. „Jemand wie Angela Merkel, die immer funktionieren muss und will, ständig von Termin zu Termin hetzt, verdrängt solche Symptome möglicherweise auch sehr stark, doch müssen ihre Ärzte jetzt auf einige Untersuchungen drängen.“ Das gehöre zu ihrer ärztlichen Sorgfaltspflicht, so der Bezirksvorsitzende des bayerischen Hausärzteverbands.

Regierungssprecher Steffen Seibert teilte indes auf Anfrage über mögliche Auswirkungen des neuerlichen Vorfalls, etwa auf Merkels Reise zum G20-Gipfel nach Japan, mit: „Alles findet statt wie geplant. Der Bundeskanzlerin geht es gut.“

Berger sieht das allerdings kritisch: „Wäre sie meine Patientin, würde ich das definitiv vor der Reise abklären.“ So würde in solchen Fällen zunächst ein MRT (Anmerk. d. Red.: Magnetresonanztomographie) durchgeführt, das Strukturen im Hirn sichtbar macht, um bestimmte neurologische Störungen auszuschließen. „Mit der Charité und den besten Ärzten vor der Tür hat Frau Merkel dafür alle Möglichkeiten“, sagt Berger. „Und einen Termin wird sie auch sofort bekommen.“

Eine Parkinson-Erkrankung schließt Berger hingegen weiterhin aus. Dafür sei das Zittern der Kanzlerin zu stark gewesen. Der Tremor von Parkinson-Patienten sei viel feinschlägiger und das Zittern höre auch nicht so plötzlich wieder auf.

Nach ihrem Zitter-Anfall verfolgte Merkel im Bundestag die Vereidigung von Neu-Ministerin Lambrecht. Kurze Zeit später verließ sie jedoch den Bundestag.


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